Usem Läbä

Analog zum Kursmagazin lesen Sie hier die Geschichten aus dem Leben von unterschiedlichsten Menschen.

Heisse Öfen, kalte Küche!

Anja Abegg und Ihr Chef Markus Cinnanti

«Mein grosser Traum ist es, die Welt zu bereisen. Vielleicht auf dem Motorrad, um die Küchen der verschiedenen Regionen kennenzulernen.»

Ob ich mich an den ersten Arbeitstag erinnere? Ja, ganz gut. Alles war neu für mich. Obwohl ich noch nicht viel zu tun hatte, war es doch recht anstrengend. Die Umstellung von der Schule in den Arbeitsalltag ist grösser als man denkt. Es ist ein anderes Lernen.

Momentan arbeite ich am Sandwich-Posten, wo ich belegte Brote zubereite. Abwechselnd dazu bin ich auch für die Desserts zuständig. Da kann man meistens selber entscheiden, was man zubereiten möchte. Diese Desserts gehen dann auch raus für den Mahlzeitendienst der Pro Senectute. Hin und wieder arbeite ich an der Abwaschstation. Ich stehe zwar schon lieber in der Küche. Aber ab und zu tut es auch gut, bei der Arbeit einfach mal den Kopf ausschalten zu können. Diese Abwechslung macht die Ausbildung interessant. Nur mit dem Wochenenddienst habe ich manchmal meine liebe Mühe. Doch das Arbeiten an einem Samstag oder Sonntag hat auch Vorteile: Es ist ruhiger und daher weniger stressig. Im Gegensatz zu meinen Kolleginnen und Kollegen, die in einem Restaurant oder Hotel teils bis spätabends eingespannt sind, habe ich fixe Arbeitszeiten. Morgens stehe ich um halb sechs auf, frühstücke und fahre dann zur Arbeit, kurz vor neun Uhr haben wir eine Viertelstunde Pause. Nach dem Mittagessen nutze ich die Zimmerstunde bis Viertel nach drei, um mich auszuruhen, fernzusehen, rauszugehen oder Kolleginnen zu treffen. Dann gehts weiter, bis abends um sechs Feierabend ist. 

Die Freizeit verbringe ich gerne mit meinem Freund oder unternehme Ausfahrten mit meinem Motorrad, einem KTM Naked Bike. Ein «heisser Ofen» mit richtig viel Power. Als Ausgleich zur Arbeit trainiere ich Judo. Das ist bei uns schon fast eine Familientradition. Meine Eltern machen ihr ganzes Leben lang schon Judo und sind als Trainer tätig. Ich selber habe den grünen Gurt.

«Ob ich auch daheim öfter koche? Nun, ja. Ich muss zugeben, die Lust zum Kochen ist nicht immer gleich gross.»

Für mich selber bereite ich eher ein einfaches und schnelles Essen zu, wie ein Sandwich oder einen Wrap. Für meine Familie koche ich ungefähr zweimal pro Monat. Meistens «Orange Chicken», eine süss-saure asiatische Hühnchen-Spezialität. Dieses Gericht kann ich richtig gut und schmeckt immer allen. Ich mag die asiatische Küche. Ab und zu bereite ich ein Dessert für Gäste zu. Am Sonntag habe ich beispielsweise einen Kuchen gebacken.

Mein grosser Traum ist es, die Welt zu bereisen. Vielleicht auf dem Motorrad, um die Küchen der verschiedenen Regionen kennenzulernen. Vor allem Amerika, Afrika und Asien würden mich reizen.

Was ich nach der Lehre machen werde, weiss ich noch nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, auf einem Kreuzfahrtschiff in der Küche zu arbeiten. So würde sich auch mein Traum vom Reisen erfüllen. Zweimal pro Jahr gibt es im Rahmen meiner Ausbildung ein Semesterkochen. Man bekommt einen Warenkorb mit den Produkten und das Rezept. Dann hat man vier Stunden Zeit, daraus ein Menü für vier Personen zuzubereiten. Das kann ganz schön stressig werden, wenn man weiss, dass nur noch eine halbe Stunde zur Verfügung steht. Beim letzten Semesterkochen habe ich ein Menü aus Omeletten mit glasierten Karotten, gedämpftem Brokkoli, Tomaten-Mozzarella-Salat und Zitronencreme zubereitet. Das ist mir recht gut gelungen.

Täglich haben wir drei verschiedene Menüs im Angebot. Unser Küchenchef stellt die Menüs in Koordination mit der Diätberatung meist zwei bis drei Monate im Voraus zusammen. Vieles läuft dabei digital. Ich selber arbeite nicht so gerne am Laptop. Lieber nutze ich dagegen die sozialen Netzwerke wie TikTok oder Instagram. Ich folge vielen Köchinnen und Köchen und speichere ab und zu Menüs, die ich gerne mal nachkochen möchte.

Unser Küchenchef sagt immer, wenn wir gute Rezeptideen hätten, dürften wir diese gerne einbringen. Manchmal hätte ich schon Lust, selber etwas umzusetzen. Eigentlich bräuchte es dazu nicht viel. Ich müsste nur das Rezept mitbringen und mal vorkochen. Doch mir fehlt dann ehrlich gesagt der Mut dazu. Aber vielleicht sollte ich doch mal mein «Orange Chicken» ausprobieren.

Markus Cinnanti, Küchenchef

Für die Mitarbeitenden des Kantonsspitals Obwalden und externe Gäste bereiten wir pro Tag 120 bis 140 Mittagessen dazu. Dazu kommen Frühstück, Mittag- und Abendessen für die rund 80 Patientinnen und Patienten im Spital sowie verschiedene Mahlzeitendienste wie für das benachbarte «Chinderhuis» und die Pro Senectute. Alles in allem bereiten wir täglich 450 Portionen zu.

In der Küche des Kantonspitals Obwalden sind 20 Mitarbeitende beschäftigt, davon einige Teilzeitangestellte und drei Lernende. Das Ausbildungskonzept hat sich im Vergleich zu meiner Lehrzeit stark verändert. Um die Vorteile des digitalen Zeitalters beneide ich die heutige Generation aber schon ein bisschen. Auch wenn das Kochen zum Glück eine analoge Angelegenheit geblieben ist.

«Dass die heutige Jugendgeneration anders oder weniger motiviert sein soll, wie man das immer wieder hört, glaube ich nicht. Das ist heute wie früher personenabhängig.»

Manchmal gibt es Tage, da geht man motivierter zur Arbeit und manchmal weniger. Dann ist es unsere Aufgabe als Ausbildungs verantwortliche zu spüren, was die Lernenden gerade brauchen und was sie weiterbringt. Dabei gilt der Grundsatz: Beim Fokus auf die Arbeit und die Lernziele darf insbesondere die Freude nicht verloren gehen.

Anja nehme ich als motivierte Lernende wahr, wenn auch manchmal etwas verträumt. Ab und zu braucht auch sie einen Anstoss, mutiger zu werden und sich zuzutrauen, selber etwas umzusetzen. Wir als Küchenteam – und bestimmt auch unsere Gäste – freuen uns schon jetzt auf das «Orange Chicken».

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